Warum eine gute CI für Fotografen wichtig ist

Als professioneller Fotograf reicht es heute nicht mehr aus, nur schöne Fotos bei seinen Kunden abzuliefern. Um wirklich erfolgreich zu sein, bedarf es mehr. Kunde und Fotograf wünschen sich ein gutes Gefühl bei der partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Für mich ist es außerdem wichtig, dass beide Seiten Spaß daran haben Projekte gemeinsam durchzuführen. Doch in Zeiten in denen viele Websites von Fotografen gleich aussehen (weil alle das gleiche WordPress-Template gekauft haben) gibt es nur eine Möglichkeit sich – neben guten Fotos – von seinen Mitbewerbern zu differenzieren: Die Corporate Identity (CI), oder auf Deutsch: Das eigene Erscheinungsbild. Ein Bestandteil der CI ist dabei das Corporate Design (CD), was beim eigenen Logo beginnt und nicht unbedingt bei der Visitenkarte aufhören muss. Ich erzähle in dieser kleinen Serie, meine persönlichen Erfahrungen und die Geschichte zu meiner Corporate Identity.

Eigentlich bin ich ja kein Fan von diesen ganzen Begrifflichkeiten aus der Agenturwelt, mit denen man in PPMs (Preproductionmeetings) um sich schmeißt und ziemlich schnell sein Bullshit-Bingo-Kärtchen voll hat. Allerdings impliziert das wunderschöne Wort „Eigentlich“ bereits den Widerspruch. Heute ist das anders, denn wir müssen reden. Es geht schließlich um Sie und ihr Logo, sofern Sie eines haben. Wenn nicht, sollten Sie jetzt noch viel aufmerksamer lesen, denn dann wird es höchste Zeit sich mit dem Thema zu befassen. Also wundern sie sich nicht, wenn ich hier und da mit Fachbegriffen um mich werfe. Ich werde sie erklären.

Machen Sie sich selbst zu Marke!

Fotografen gibt es heute wie Sand am Meer. Jeder, der seine teuer erstandene Spiegelreflexkamera halbwegs gerade halten kann, fotografiert in seiner Freizeit schöne Mädchen, richtet sich eine Fanseite bei Facebook ein, kauft für 49 US-Dollar ein fertiges Website-Template, nennt sich fortan Fotograf und fotografiert vom Babybauch im Gegenlicht über drollige Katzenbabys alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist und das eigene Ego pusht. Das mag nun etwas nach Gesellschaftskritik klingen, ist aber die bittere Realität. Andererseits haben wir alle mal klein angefangen. Und mit meinem Start in die Welt des großen, aufregenden Lebens als Fotograf, mit viel Geld, schönen Frauen und – moment – nein, so war das dann nun doch nicht.

Gelernt habe ich den Beruf des Mediengestalters, den man damals auch „gelernter Arbeitsloser“ nannte, da das Arbeitsamt damals von der Reinigungskraft bis zur Friseurin alles in Umschulungsmaßnahmen in diesen Beruf steckte. Aber zurück zum Thema! Weil ich Mediengestalter bin, kann ich Ihnen vorzüglich davon berichten, wie gutes Design sein sollte und wie nicht. Das war im Jahre 2003. Durch viele glückliche Umstände und meine Kontakte in die Musikindustrie, bin ich dann doch noch das geworden, was ich schon immer sein wollte (wovon ich bis dorthin aber nichts wusste): Fotograf. Schuld an der ganzen Situation hatte der Musikproduzent Moses Pelham, der mir für zwei kleinere Bandshootings unheimlich viel Geld angeboten hat. Ich willigte mit allen Konsequenzen ein. Neben dem Schlafmangel, machte ich mir bereits Gedanken darüber, warum ich den Job lieber absagen sollte. Der Druck war einfach zu groß. Aber irgendwie befand ich „mein Goldhamster hat Schnupfen“, nicht gerade sehr glaubwürdig und ohnehin kannte ich Moses schon länger und wusste, dass er an mich glaubt. Ich wollte ihn schlichtweg nicht enttäuschen und zog die Shootings durch.

Was das Ganze nun mit meiner CI zu tun hat?

Damals bestand meine Selbstständigkeit noch aus einem Gemischtwarenladen. Ich nannte mich „Phase3 – Fotografie, Text, Gestaltung“. Also einer der alles kann, aber nichts richtig. So ist zumindest die Denke beim Kunden. Und so denke auch ich heute noch über Menschen, die alles anbieten und sich nicht spezialisieren. Man kann solche Probleme ja ganz einfach lösen, etwa indem man einfach eine andere Website basteln lässt, auf die man solche Aktivitäten auslagert. Der Name „Phase3“ entsprang damals einem Remix von Pelhams Band, dem „Rödelheim Hartreim Projekt“. Hier gab es zu einem Lied ein Remix, der sich ebenso nannte, womit mein erster „Firmenname“ geboren war, was in dem Moment vielmehr eine Notlösung war. Genauso kam es zu meinem privaten Blog, das nach wie vor unter dem Namen „falschrum weblog“ firmiert, hier war ein auf links gedrehtes T-Shirt (so dass man die Nähte sehen konnte) auf dem „Ich weiß, dass mein T-Shirt falschrum ist“, geschrieben stand. Klar hätte auch ich alles im vornherein bis ins kleinste Detail planen können, Agenturen beauftragen, die sich sowas für mich ausdenken. Da ich aber das Know-How habe und einen Hauch Kreativität besitze, kam immer eins zum anderen. Und am Ende kann man eine schöne Geschichte daraus basteln, weil alles aufeinander aufbaut.

Um 2007 begann ich dann damit Hochzeiten zu fotografieren, weil mich Freunde fragten, ob ich nicht Lust hätte, ich sei doch Fotograf. Damals firmierte ich noch immer unter dem alten Namen, wollte aber meine Aufnahmen für Musiker und Unternehmen nicht mit Hochzeiten in einen Topf werfen. Schließlich hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Und ein Firmenkunde möchte sich bestimmt keine Hochzeitsfotos in meinem Portfolio anschauen. Das mindert nur das Ansehen und womöglich auch den Preis. Dafür schuf ich „Schönster Tag Hochzeitsfotografie“, was aus jetziger Sicht vielleicht etwas abgedroschen und romantisch klingt, meinen Kunden aber gefällt. Und davon abgesehen: Mein Assistent „feiert“ den Namen und die Platzierung bei Google tut ihr übriges dazu. Dafür sind die Fotos in der Hochzeitsschiene alles andere als 08/15. Bäume umarmen andere.

Irgendwann im Jahr 2009 kamen dann die ersten DAX-30 Unternehmen, die mich für Shootings buchten, weshalb ich den Namen „Phase3“ beerdigte und fortan unter meinem eigenen Namen auftrat „Mario Andreya Fotografie“ war geboren. Glücklichen Umständen war es geschuldet, dass ich nicht Mario Schmidt oder Mario Kunz hieß, denn das wäre aus der Sicht von Suchmaschinen ein schwieriges Unterfangen geworden, mit so einem Allerweltsnamen. Wobei ich nach wie vor ziemlich neidisch auf Jim Rakete blicke. Nicht wegen der Fotografien, sondern wegen seinem Namen. Da hätte ich alleine schon aus dem Stegreif dutzende Ideen für ein passendes Corporate Design.

Doch dazu mehr im zweiten Teil.

Erschienen in der PHOTO PRESSE Ausgabe 06/2015