Vorspann

Im ersten Teil dieser Serie, habe ich Ihnen erzählt warum es sinnvoll ist, sich von seinen Mitbewerbern, mit Hilfe eines professionellen Erscheinungsbildes, abzusetzen. Heute erzähle ich, wieso ich das Wort Fotodesign schrecklich finde, schwarzweiß liebe und warum ich auf Jim Rakete neidisch bin.

Die Krux mit dem eigenen Namen

Als ich damals entschieden hatte den „Kunstbegriff“ Phase3 zu beerdigen und meine Fotografie fortan unter meinem eigenen Namen „Mario Andreya“ zu präsentieren, war mir die Wichtigkeit des Namens noch gar nicht so bewusst. Einer glücklichen Fügung verdanke ich die Tatsache, einen außergewöhnlichen Nachnamen zu haben. In Zeiten von Google ist das natürlich Gold wert, denn stellen Sie sich einmal folgendes Szenario vor: Gestresste Art-Buyerin einer unheimlichriesengroßen Agentur (mit Budget!) ist auf der Suche nach einem Fotografen, hat auf Zuruf eines Kollegen ihren Namen gehört und googelt nun nach ihrem Portfolio. Im Idealfall haben sie dann einen seltenen oder zumindest gut zu merkenden Nachnamen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird es schwierig. Haben sie schon mal nach Markus Müller gesucht und die Ergebnisseiten abgesucht? Sollte ihr eigener Name also zu gewöhnlich sein, könnte man darüber nachdenken, sich einen Künstlernamen auszudenken. Calvin Hollywood hat das seinerzeit auch getan und verkauft mit dem Namen auch gleich ein Image – nämlich Glamour. Sie könnten natürlich auch einfach als Jim Rakete geboren werden. Dann bleiben sie dabei.

Hinter dem Namen steht dann meist das schöne Wort „Fotografie“, das reicht vollkommen aus, wenn sie nicht gleich noch einen Slogan aufnehmen wollen. Das Wort „Fotograf“ lassen wir lieber raus, es sei denn wir sind von der IHK geprüft und haben einen Meistertitel. Was ich persönlich ganz schlimm finde, sind Zusätze wie „Fotodesign“, „mobiler Fotograf“ und ähnliches. Es mag meiner Ausbildung als Mediengestalter geschuldet sein, aber das Wort „Design“ wird heute einfach zu inflationär verwendet – für alles.

Wie geht es nun weiter?

Jetzt haben wir viel über die Namensfindung erfahren, das ist natürlich nicht alles, aber mitunter das wichtigste an dem Image, das sie ihren Kunden verkaufen. Wenn sie sich in der Namenwahl klar sind, ist es an der Zeit sich Gedanken über die weiteren Schritte zu machen, an dessen Anfang ein eigenes Logo steht. Logos sollten gestalterisch immer so einfach wie möglich sein, kein Schnickschnack und auf gar keinen Fall Fotos! Im Optimalfall steht das Logo für sich selbst. Es sollte über einen langen Zeitraum nutzbar sein, sich keinen Trends unterwerfen und sowohl in Briefmarkengröße, als auch als Projektion auf den Mond taugen. Schauen Sie sich die Logos von anderen an! Beispiele für wirklich geniale Logos gibt es einige. Mein Favorit ist das Logo der Deutschen Bank, durch das auch noch eine Botschaft vermittelt wird (Sicherheit und Wachstum). Hier steht ein Symbol vor dem Schriftzug, es handelt sich also um eine Wort- / Bildmarke. Reine Typografielogos, wie etwa das von Siemens, nennt man Textmarke. Um ein Logo zu entwerfen, braucht man als erstes eine Idee, die man anschließend skizziert. Da sie im Gegensatz zu mir allerdings sicher kein gelernter Mediengestalter oder Kommunikationsdesigner sind, ist es am einfachsten einen solchen zu fragen. Umsonst wird seine Arbeit nicht sein, aber am Ende soll ihr Logo ja professionell aussehen und nicht wie in Microsoft Word mit Hilfe des „Word-Art“-Tools zusammengedengelt. Und bitte: Bilden Sie keine Kamera im Logo ab und auch keine Blende. Das macht jeder Hobbyknipser und ist nicht gerade einfallsreich, auch wenn die Variante in einem meiner verworfenen Entwürfe schon schick ist.

Wenn ich als Mediengestalter Logos entworfen habe, stand am Anfang immer ein persönliches Kennenlernen mit dem Kunden, um Ideen zu besprechen und einen Eindruck vom seinen Vorstellungen zu bekommen. So funktioniert das heute noch, wenn ich Hochzeitspaaren meine Fotos in Vorbesprechungen zeige. Danach haben wir meist mehr Ideen, als wir umsetzen können. Also fragen sie lieber jemanden, der sich damit auskennt. Sie könnten natürlich auch gleich das ganze Paket nehmen und sich ein vollständiges Corporate Design (CD) entwickeln lassen. Ein CD beinhaltet in der Regel alles, was ein Unternehmen für die Außendarstellung benötigt. Damit werden Schriften, Farben und Gestaltungsrichtlinien festgelegt. Bei großen Unternehmen gibt es hierzu so genannte Styleguides, in denen diese Parameter fest definiert sind. Schließlich arbeiten für große Unternehmen meist mehrere Agenturen. Diese Handbücher sorgen dafür, dass das Produkt am Ende immer gleich aussieht. Das kann so weit gehen, dass Firmen sogar eigene Druckfarben mischen lassen. Bei Coca Cola ist dies der Fall, um sicherzustellen, dass der weltbekannte Rotton immer exakt gleich ist. Aber wir wollen es ja nicht gleich übertreiben.

Sobald die ganzen Parameter der Gestaltung klar sind, geht es weiter an die Umsetzung. Die wichtigsten beiden Punkte sind Visitenkarten (die sie als Selbstständiger natürlich immer parat haben), sowie Briefbögen (auf irgendwas müssen sie ihre Rechnungen schließlich schreiben, die ihnen das alles finanzieren). Wenn sie obendrein noch etwas für die Haptik tun möchten: Fragen sie ihren Gestaltungsmenschen danach. Es gibt nichts schlimmeres, als ein gut durchdachtes CD, gedruckt auf 08/15 Papier von Flyeralarm. Was sich billig anfühlt, wird man nicht teurer verkaufen können.

Bei meinem Logo habe ich mich nach langem Ringen und unzähligen verworfenen Ideen für eine reine Textmarke entschieden. Die Schriftart wurde so gewählt, dass sie mir in erster Linie gefällt, womit sich der zweite Punkt von selbst erklärt hat: Mein Logo steht für Beständigkeit, es ist absolut zeitlos und funktioniert auch in 20 Jahren noch. Je einfacher ein Logo ist, umso besser. Genauso einfach war die Farbwahl. Ich mache für meine Kunden mitunter sehr bunte Bilder, sich da auf eine Farbe festzulegen, oder gar mehrere zu verwenden kam somit nicht in Frage. Also bediente ich mich der Grundfarben der Fotograf – nämlich schwarz und weiß. Auch wenn weiß eigentlich gar keine Farbe ist. Das Schöne daran: Der Kontrast ist immer maximal, schwarzer Text auf weißem Grund hat einen genauso hohen Kontrast wie umgekehrt, was dafür sorgt, dass man das Logo schon von weitem erkennen kann.

Bei meinen Drucksachen (Briefbögen, Kurzmitteilungskärtchen, Visitenkarten, DVD-Hüllen, Werbemitteln) macht es mir diese Farbwahl sehr einfach. Das Logo habe ich meist oben rechts platziert, die restlichen Elemente (Anschrift, Bankverbindung, Steuernummer), sind in die Fußzeile gewandert, um das Logo möglichst prominent zu platzieren und um jegliche Ablenkung davon zu vermeiden. Gedruckt werden meine Geschäftsdrucksachen bei einer kleinen Druckerei im Nachbarort. Hier ist viel Know-How gebunden, so dass man auch mal Fragen stellen darf und gut beraten wird. Gerade was die Veredelung (Stanzungen, Prägungen, Folierungen und und und) angeht, gibt es hier deutlich mehr Möglichkeiten als bei Onlinedruckereien. Hier kann man Papiere auch anfassen, um herauszufinden was einem am besten gefällt. Meine Briefbögen sind auf einem etwa 120 g / qm Papier von Zanders gedruckt, die Kurzmitteilungskarten sind auf dem gleichen Material mit 300 g / qm, die Vistenkarten genauso. Das ist eigentlich alles, was es zu den Basics zu sagen gibt.

Checkliste: Wie Sie zum eigenen Corporate Design kommen

  1. Ideen sammeln! Schnappen Sie sich ein Blatt Papier und fangen Sie an zu skizzieren. Oder surfen Sie ein wenig um Internet und schauen sich die Logos von Kollegen an. Eine weitere gute Anlaufstelle für Inspiration ist www.logopond.com.
  2. Suchen Sie sich einen Mediengestalter oder Kommunikationsdesigner in ihrer Nähe, der Ihre Ideen um seine ergänzt, der ihre Philosophie versteht und alles umsetzen kann. Mir persönlich ist die zwischenmenschliche Ebene hier sehr wichtig, da nur so optimale Ergebnisse ohne Bauchschmerzen herauskommen. Und ich bin da wirklich sehr pingelig.
  3. Schlafen Sie eine Nacht über Ideen. Es bringt nichts etwas zu überstürzen, schließlich werden Sie einige Zeit mit ihrem neuen Corporate Design leben. Wenn Sie es in zwei Jahren schon erneuern möchten, funktioniert es nicht. Aber nehmen Sie sich auch nicht zu viel Zeit bei der Entscheidung, denn am Ende schiebt man solch wichtigen Entscheidungen doch nur auf die lange Bank.
  4. Entscheiden Sie selbst! Wenn Sie zehn Freunde nach deren Meinung fragen, bekommen Sie zehn Antworten. Das führt zu nichts.
  5. Achten Sie auf hochwertige Materialien bei Drucksachen. Das Papiergewicht (Grammatur) sollte möglichst über 80 g / qm liegen. Ansonsten fühlt sich alles an wie Kopierpapier. Haptik ist wichtig!
  6. Fangen Sie an. Jetzt!

Im nächsten Teil erzähle ich Ihnen dann, vom Geheimnis der bunten Turnschuhe, was das alles mit dem Hashtag #derfotografderimmerimwegrumliegt zu tun hat, warum überall das Wort „klick“ steht (und wie es dazu kam).

Erschienen in der PHOTO PRESSE Ausgabe 07/2015