Vorspann

In den ersten beiden Teilen dieser Serie haben Sie einiges zu meinem Corporate Design (CD) erfahren, das ein Bestandteil der Corporate Identity (CI) ist. Ersteres bezieht sich auf die gestalterischen Aspekte von Kommunikationsmitteln, letzteres auf das Gesamtbild. Im Dritten und letzten Teil dieser Serie, plaudere ich ein wenig aus dem Fotokoffer. Sie erfahren, was ein schwedisches Möbelhaus mit vier Buchstaben mit meiner E-Mail-Adresse zu tun hat und vielleicht verrate ich Ihnen sogar das Geheimnis der blauen Turnschuhe.

Schwedisches Möbelhaus mit blauem Anstrich

Paul Ripke. Kennen Sie nicht? Achwas! Ripke ist mittlerweile zu einer Art „Popstar“ unter den deutschen Fotografen avanciert. Er macht handwerklich gute Fotos und hat spannende Kunden – so weit so gut. Aber warum hat er es geschafft so bekannt zu werden, dass andere Fotografen, die auch gerne so weit oben mitspielen würden, seine Fanseite bei Facebook so sehr liken, dass sie schon wunde Daumen haben. Ganz einfach: Authentizität – und das behaupte ich ohne ihn jemals getroffen zu haben. Und diese Authentizität, dieses nahbare und viele gute Ideen haben ihn durch seine Öffentlichkeitsarbeit und sicher auch durch eine Portion Glück dorthin gebracht, wo er nun ist. Für mich ist diese „Selbstvermarktung“ in allen Belangen ganz großes Tennis und somit ein Teil seiner CI.

Aber wie kommt man auf die wahnwitzige Idee, gemeinsam mit einem Rapper Musikvideos zu drehen, in denen man als rappender Fotograf auftritt? Im besten Fall entwickeln sich solche Dinge ganz von alleine. Irgendwann im Jahr 2008 – ich war seit Monaten auf der Suche nach einer griffigen E-Mail-Adresse – besuchte ich die hiesige Filiale von IKEA. Durch die Ausstellung schlendernd fixierten meine altersschwachen Augen plötzlich ein Infoblatt auf dem in fetten schwarzen Lettern „Klick-Klack“ geschrieben stand. Weitere Monate vergingen, in denen ich mir immer wieder Gedanken darüber machte, ob meine Kamera nun eher „Klick“ oder „Klack“ macht. Der finale Befund: Eine Nikon macht „Klack“, Canon Kameras „Klick“. Die E-Mail-Adresse klick@marioandreya.de war geboren und außerdem stand fortan auf allen meinen Werbemitteln dieses kleine Wort, das auch gleichzeitig noch mit einer Interaktion verknüpft ist und die Menschen dazu bringt, meine Website aufzurufen oder wasauchimmer zu tun. Und genau diese Denkweise zieht sich durch mein gesamtes Erscheinungsbild. Es spielt nun mal immer so, wie es das Leben geplant hat: Eins kommt zum Anderen und zwar automatisch und dadurch wird das Gesamtbild immer klarer. Also machen Sie sich nicht verrückt, wenn Sie ganz am Anfang stehen und Ihnen die Initialzündung, die Idee der Ideen fehlt. Wobei: Ein bisschen Kreativität kann nicht schaden. Aber was erzähle ich Ihnen. Sie sind sind schließlich Fotograf und kein Beamter. Diesen Schuh müssen Sie sich nicht anziehen.

#derfotografderimmerimwegrumliegt

Wobei Schuhe ein gutes Stichwort sind. Aufgrund meiner Arbeit trage ich oft Turnschuhe, oder wie man neudeutsch so schön sagt: Sneaker. Eines Tages begegneten mir beim Bummeln knallblaue Exemplare meines liebsten Sneakermodells, die sofort in meinen Fundus übergingen. Blau war ohnehin meine Lieblingsfarbe. Rein zufälligerweise hat einer meiner Kunden ebenfalls blau in seinem Erscheinungsbild, so dass ich fortan immer öfter in eben diesen Schuhen zu Shootings erschien. Mein Gedankengang dahinter war, dass ich mit diesen Schuhen auffallen würde. Zumal man dort eher im feinen Zwirn und schicken Schuhen unterwegs ist. Aber ich bin nicht umsonst Fotograf geworden. Nun habe ich auch immer wieder Termine, bei denen Vorstände anwesend sind. Die buchen zwar keinen Fotografen, aber falls einer dieser Vorstände meine Fotos zu Gesicht bekommt, weiß er (sofern ihm meine Schuhe aufgefallen sind) dass sie vom Fotografen mit den blauen Schuhen kommen. Eigentlich ganz einfach, oder? Kürzlich war es dann soweit: Ich hatte am frühen Morgen einen Termin mit einem Vorstandsmitglied und trug – richtig – die blauen Turnschuhe. Am Abend gab es einen weiteren Termin mit der gleichen Person. Beim obligatorischen Gruppenfoto bemerkte diese: „Sie haben Ihre Schuhe gewechselt“. Das war absolut korrekt, denn am Abend trug ich andersfarbige Turnschuhe und ich hatte den Beweis, dass solch kleine, subtile Maßnahmen sehr wohl im Gedächtnis bleiben. Und da wir Fotografen wissen, dass es oft reicht die Perspektive zu wechseln, um ein Foto interessanter zu machen, kommt es immer wieder vor, dass man mich irgendwo auf dem Boden rumliegen sieht, womit wieder eins zum anderen gekommen ist und ich eine wunderbar absurde Serie an Fotos habe, die ich immer wieder mit dem Hashtag #derfotografderimmerimwegrumliegt veröffentliche. Und wer weiß: Vielleicht springt irgendwann ein Sponsoringvertrag mit dem Hersteller der Schuhe raus.

Frau Klick und die Klick-Tasse

Eine weitere lustige Geschichte passierte mir bei dem Dienstleister WhiteWall. Für eine Kundenaussendung benötigte ich 300 Prints, für die ich ein individuelles Angebot anforderte. Leider entsprach das Angebot nicht einmal dem Preis auf der Website, sondern war deutlich teurer. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Beim Kundenservice sprach ich mit einer Frau Klick (kein Witz), die das Angebot zu meinen Gunsten neu kalkulierte, so waren am Ende beide Seiten glücklich und zufrieden. Als kleines Dankeschön, schickte ich Frau Klick eine meiner Kaffeetassen, auf denen das Wort „Klick“ aufgedruckt ist. Ich stellte von meiner Sendung ein Foto auf Facebook und jetzt raten Sie mal, was passierte: Frau Klick hat mich bei Facebook gesucht, den Beitrag geliked und sich noch einmal per E-Mail für die Tasse bedankt.

Checkliste: So starten Sie Ihre CI-Strategie

  1. Machen Sie sich als allererstes Gedanken, was Sie als Mensch und Ihre Dienstleistung ausmacht. Wo Ihre Stärken und Ihre Schwächen liegen. Am besten Sie schreiben das Ganze auf.
  2. Die besten und gleichzeitig absurdesten Ideen habe ich in ellenlangen „Sinnlostelefonaten“ mit einem guten Freund. So gut, dass wir eigentlich sollten eine Agentur für Kommunikation eröffnen sollten. Aber das ist eine andere Geschichte.
  3. Lassen Sie sich vom anderen inspirieren, aber klauen Sie keine Ideen!
  4. Fangen Sie klein an! Ein schickes Logo und schöne Geschäftsdrucksachen reichen für den Anfang. Sie kennen ja den Spruch, dass auch Rom nicht an einem Tag erbaut wurde.
  5. Seien Sie kreativ! Zu Weihnachten den zehnten USB-Stick als Kundengeschenk zu verschicken ist nicht gerade innovativ. Darüber wird niemand reden.
  6. Fangen Sie an! Wussten Sie dass viele Menschen gute Ideen haben, diese aber nicht umsetzen, weil der innere Schweinehund vor der Tür sitzt und sie sich nicht an ihm vorbeitrauen? Tun Sie es einfach.
  7. Beauftragen Sie Profis, die Ihnen helfen Ideen weiterzuentwickeln und sie umzusetzen.

Sie sehen: Oftmals ist es gar nicht so schwer ein gutes CI zu entwickeln, auch wenn es manchmal ein wenig Zeit benötigt. Das schönste an der ganzen Sache: Man wird nie ganz fertig – und das ist auch gut so.

Erschienen in der PHOTO PRESSE Ausgabe 08/2015